Meseret
Ich hoffe, dass wir in Deutschland bleiben können.
Ich habe in einem kleinen Dorf in Äthiopien geboren. Ich habe drei Geschwister. Wir sollten bis sieben Jahre alt meine Familie, zum Beispiel Kuh aufpassen, kochen, putzen.
Dann mit sieben Jahren habe ich zu Schule gegangen. Die Schule war zwei Stunden zu Fuß, das heißt jeden Tag vier Stunden laufen. Aber das war nicht schwer damals, weil viele Kinder zusammen laufen und wir spielen. Zum Beispiel: Wir laufen schnell. Wer ist erster?
Wenn ich nach hause kommen, muss ich schnell essen und meine Familie helfen, arbeiten, zum Beispiel putzen. Das war bis achte Klasse. Dann Schule fertig. Wenn die Familie reich ist und eine Schule ist in der Stadt, dann kann man länger zur Schule gehen und mehr lernen. Aber ich durfte nicht in die Stadt gehen, weil das kostet viel Geld.
Die Mädchen müssen da heiraten. Ungefähr zwei Monate nach meine Schule, meine Familie hat ein Fest vorbereitet. Ich wusste nicht, warum. Ich habe gefragt: „Warum?“ Sie haben gesagt: „Wir feiern einfach so.“ Dann haben sie für mich neue Kleidung gekauft.
Und dann an diesem Tag viele Menschen war da. Dann hat meine Schwester gesagt: „Du musst heiraten.“ Dann habe ich geweint und meine Mutter gefragt. Sie hat meine Schwester geschimpft, weil sie mir das gesagt hat. Dann hat meine Mutter gleich zu mir gesagt: „Du heiratest nicht.“ Das war gelogen.
Und dann in der Nacht, ungefähr 2 Uhr, viele Männer da. Ich muss zwischen Frauen sitzen. Alle haben gegessen und getrunken. Das war ungefähr bis zwei Uhr in der Nacht.
Dann haben sie gesagt, ich muss gehen mit den Männern. Ich habe meine Mutter gebeten, dass ich nicht gehen muss. Sie hat gesagt: „Nein. Du musst gehen! Und immer bleiben!“ Die ersten drei Jahre nie zu meine Familie kommen!
Ich kannte nicht den Mann und die anderen Männer, die mit diesem Mann gehen. Es war dunkel. Haben wir viel gelaufen. Ungefähr 4 Stunden.
Dann bei der Familie von diesem Mann war auch eine Feier. Ich kenne niemand dort. Alle sind fremd. Dann gefeiert, viele gekommen und mich geschaut.
Dann mit diesem Mann musste ich schlafen. Ich wollte nicht. Er hat mich gezwungen. Das ist wie eine Tradition.
Am zweiten Tag habe ich versucht, von ihm weglaufen. Da waren viele Bäume und Tiere und keine Haus. Ich versuche zurück zu meine Familie, aber ich konnte nicht, weil ich nicht weiß den Weg. Den ganzen Abend habe ich Angst gekriegt, weil in diesen Bäumen viele Tiere, die laut schreien.
Dann hat er mich nochmal gefunden. Dann hat er mich geschlagen und auch meine Fingernägel gedrückt mit Zange. Finger geblutet. Nach zwei Tage Fingernägel gehen weg. Dann hat er den ganzen Tag mich in Zimmer gesperrt.
Und er hat eine Mutter. Die Frau gibt mir zu essen. Sie sagt: „Warum bleibst du nicht hier? Wir sind gut. Ich war auch so wie du.“ Aber ich wollte nicht, weil er ist auch groß, viel älter als ich und unfreundlich und schlägt mich. Ich habe diese Mutter gesagt: „Okay, ich bleibe.“ Weil ich wollte Tür nicht zusperren. Dann sie lässt mich zum Wasserabholen und zum Arbeiten in ihrem Haus.
Ich wollte versuchen, ob jemand kennt meine Familie. Ich versuche Kontakt zu Nachbarn, aber Nachbarn zu weit.
An einem Tag habe ich beim Wasserabholen eine Frau kennengelernt. Dann habe ich ihr erzählt, dass ich traurig bin, dass ich weg will und ihr meine blutigen Finger gezeigt. Aber die Frau hat Angst, weil mein Mann war Bürgermeister in dem Dorf.
Dann habe ich gebittet. Sie hat gesagt: „Ich kann versuchen, dir zu erzählen, aber du darfst es niemandem sagen.“ Und hat sie mir gesagt, dass ich, wenn ich will von diese Mann weggehen, etwas Geld von ihm klauen muss. Dann soll ich von diese Mann weggehen und zu ihr kommen mit dem Geld.
Ein Tag mein Mann war nicht da. Ich habe Geld gefunden und bin zu dieser Frau gegangen. Und am gleichen Tag wir sind schnell weg. Diese Frau ist mitgegangen. Ungefähr vier Stunden laufen. Dann wir sind zu einem Mann gekommen. Sie hat ihm das Geld gegeben. Er hat Auto. Er sollte mich an die Grenze zu Sudan bringen. Ich wusste nicht, wohin ich komme, warum und was soll ich dort machen.
An der Grenze haben wir eine Nacht geschlafen. Aber nicht nur ich. Es waren Frauen da, genau wie ich. Alle wollten weg von Äthiopien. Ich weiß nicht, welche Grund.
Früh in der Nacht, es war noch dunkel, hat eine Mann gekommen. Der hat gesagt: „Kommt mit! Schnell! Leise!“ Er hatte Angst, denn an der Grenze war Polizei. Dann hat er nach der Grenze uns zu einem Haus gebracht.
Da war eine Frau …
Meseret kommt aus Äthiopien.
Ihre Muttersprache ist Amharisch.
aus:
Glöckner, H. (Hrsg.): Wege entstehen beim Gehen
Ein Schreibprojekt mit Migrantinnen und Mitgranten, Freiwilligen Zentrum Fürth, 2020